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Feuilleton Bonbonnière

Das laufende Jahr 2019 ist frauenpolitisch überaus wichtig. Es jährt sich zum 100. Mal, dass Frauen in Deutschland das Wahlrecht zugesprochen bekommen haben. Rückblick: Am 12. November 1918 veröffentlichte in Deutschland der Rat der Volksbeauftragten einen Aufruf an das deutsche Volk: „Alle Wahlen zu öffentlichen Körperschaften sind fortan nach dem gleichen, geheimen, direkten, allgemeinen Wahlrecht auf Grund des proportionalen Wahlsystems für alle mindestens 20 Jahre alten männlichen und weiblichen Personen zu vollziehen.“ Am 19. Januar 1919 konnten dann Frauen erstmals auf nationaler Ebene ihr Wahl- recht nutzen. Durch den Zusammenbruch des Kaiserreichs und die Novemberre- volution wurde damit ein grundlegender Schritt auf dem Weg zur Gleichberech- tigung von Männern und Frauen getan und somit ein Meilenstein gesetzt.  Das aktuelle Jahrbuch (erhältlich im Buchhandel), das in der Edition Blattwelt  erschienen und vom Rhein-Sieg-Kreis herausgegeben wird, greift das Thema Frauen-Wahlrecht auf. Es beschreibt die Situation dreier Frauen, die direkt mit dem Start des Frauenwahlrechtes in den Kreistag einzogen. Dabei handelt es sich um Emma Bachem aus Königswinter Vor 100 Jahren: Die ersten Frauen im Kreistag. und Franziska Forsbach aus Siegburg, die von ihrer jeweiligen Stadtversamm- lung in das Kreisparlament gewählt wurden. Ein zu dieser Zeit übliches Vorgehen. Erst ab 1925 wurden Kreis- tagsmitglieder direkt durch das Volk gewählt. Als dritte Frau kam 1922 dann Barbara Gies aus Siegburg hinzu. Das  Gemein- wohl der Bevöl- kerung im Sieg- kreis  lag  allen drei Frauen am Herzen.  Fran- ziska Forsbach und  Barbara Gies sorgten sich um  die  Woh- nungsnot in der Region. Emma Bachem rief den Kreistag  dazu auf, mehr für die Bekämpf ung von Tuberkulose und Geschlechtskrankheiten auszugeben. Während Franziska Forsbach und Bar- bara Gies bei der Kreistagswahl 1925 nicht wiedergewählt wurden, zog Emma Bachem erneut in den Kreistag ein. Sie hatte ab 1922 zudem ein Mandat im preußischen Landtag. Dreiklassen- wahlrecht Die Aktivistinnen mussten viel Über- zeugungsarbeit leisten – und das nicht nur bei Männern. Besonders im Rhein- land stieß die Forderung nach dem all- gemeinen gleichen Wahlrecht auf Skep- sis bis Abwehr, vieleFrauenrechtlerinnen bevorzugten das Dreiklassenwahlrecht für beide Geschlechter. Erschwert wurde ihr Engagement durch politische Vereins- und Versammlungsverbote für Frauen. 1902 gründete Anita Augspurg den Deutschen Verein für das Frauenstimm- recht. Nur eine Minderheit forderte das allgemeine gleiche Wahlrecht für Frauen, konservative Frauen lehnten es ab, da sie nicht für eine allgemeine Emanzipa- tion eintraten, sondern für das einge- schränkte Klassenwahrecht, das Männer ausübten. Während SPD-Politikerinnen Kundgebungen organisierten, war es die Strategie der bürgerlichen Wahlrechts- vereine, Petitionen einzureichen. Damit waren die Parlamente gezwungen, sich mit dem Frauenstimmrecht auseinan- derzusetzen. Ohne die November-Re- volution wäre das allgemeine Wahlrecht 1918 nicht eingeführt worden.                   Peter Köster Foto: Rhein-Sieg-Kreis Seine eigene Interpretation zum Thema Wahlrecht liefert der Remscheider Künstler H.O. Schmidt mit seinem im Frauenmuseum gezeigten Werk „Damenwahl“. „Die bewegte Linie“ lautet der Titel einer sehenswerten Ausstellung (Lauf- zeit: bis zum 21. April) mit Werken des Künstlers Walter Dohmen im LVR Landesmuseum Bonn. Ausgehend vom Kupferstich bis zum Tiefdruck, Hochdruck und Flachdruck werden hier alle Techniken der Grafi k ver- sammelt.  Seit etwa 40 Jahren beschäftigt sich der 78-jährige Walter Dohmen mit den verschiedenen grafi schen Tech- niken. Er begann mit der Lithografi e und der Radierung und entdeckte 1985 den als grafi sches Ausdrucksmittel kaum noch verwendeten Kupferstich neu. Komplizierte Mischtechniken, Prägeradierungen im Hochdruckver- fahren sowie das neuere Verfahren der Collagrafi e sind unter den gezeig- ten Blättern vertreten. Walter Dohmen im LVR Landesmuseum Bonn. Röntgenbilder als Ausgangspunkt Walter Dohmen arbeitet fi gurativ. In den 1970er Jahren bilden Röntgenbil- der  den  Ausgangspunkt  für  seine Auseinandersetzung mit dem mensch- lichen Skelett. Später umkreist er mit der immer wieder neu ansetzenden Linie die menschliche Figur. Nicht selten konzentriert er sich auch auf den Kopf und das Gesicht, um innere Befi ndlichkeiten auszudrücken. Es gehe ihm nicht um eine realistische Wiedergabe der Wirklichkeit, sondern stets um die Charakterisierung von inneren  Welten.  Ganze Überzeugungsarbeit leistet Dohmens Druckkunst, die in schöner Ausführlichkeit die Möglichkeiten der ver- schiedenen Techniken vor Augen führt. Die Ausstellung zeigt nicht nur  an  den  Wänden  die breite Palette druckkünst- lerischer Ausdrucksmög- lichkeiten von Dohmen, sie präsentiert  auch  in  drei Vitrinen die Werkzeuge des Kupferstechers, Lithografen, Radie- rers und Graveurs. Dohmen demons- trierte bei der Eröffnung seiner Aus- stellung anschaulich, wie man diese Werkzeuge für die einzelnen Druck- techniken von der Kaltnadel bis zur Heliogravüre einsetzt. Peter Köster Vitrine mit Werkzeugen für bestimmte Drucktechniken. Fotos: Peter Köster